BKH Memmingen: Er hat das BKH Memmingen aufgebaut, geprägt, geleitet und auch gelebt

11. Juli 2022: Der langjährige ärztliche Direktor Dr. Andreas Küthmann wagt mit 60 Jahren nochmal einen Neuanfang und konzentriert sich nun auf seine gutachterliche Tätigkeit für Gerichte und die Staatsanwaltschaft.
Dr. A. Küthmann (links) hat Abschied vom BKH Memmingen genommen, seine Frau Dr. B. Küthmann arbeitet dort als Ärztin weiter. R. Steber übernimmt die Aufgaben des Ärztlichen Direktors der Klinik, bis ein Nachfolger feststeht. - Foto: Georg Schalk

Am Ende wurde es dann nochmal emotional. Als Dr. Andreas Küthmann an erster Stelle seinen Dank an seine Patientinnen und Patienten richtete, schossen ihm ein paar Tränen in die Augen. „Danke, dass sie mir ihr Vertrauen geschenkt haben. Denn ohne Vertrauen kann eine Therapie nicht beginnen“, sagte Küthmann als Schlussredner bei seiner Verabschiedungsfeier. Nach mehr als 34 Jahren beim Bezirk und den Bezirkskliniken Schwaben und nach 27 Jahren und acht Monaten am Bezirkskrankenhaus (BKH) Memmingen nahm der 60-Jährige Ende Juni freiwillig Abschied. Der scheidende Chefarzt macht sich selbstständig und möchte sich künftig auf seine gutachterliche Tätigkeit für Gerichte und die Staatsanwaltschaft konzentrieren. Außerdem nimmt er in der Stadtmitte eine kleine Praxis in Betrieb, wo er langjährige Patienten weiter behandeln und begleiten will.  

Wolfram Firnhaber, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Bezirkskliniken Schwaben, erinnerte daran, dass das BKH Memmingen 1994 zunächst als Abteilung des BKH Kaufbeuren gegründet worden ist, bevor es ab 2001 als eigenständige Klinik geführt wurde. „Damit wurde in Schwaben neben Kempten auch in Memmingen der Gedanke verwirklicht, dass man psychiatrische Patienten in dezentralen Strukturen mindestens genauso gut versorgen kann wie in psychiatrischen Großkrankenhäusern. Die Verantwortlichen von damals und von heute im Klinikum hätten immer den Gedanken gelebt, dass die Psychiatrie der Bezirkskliniken ein integraler Bestandteil des Klinikums ist, so Firnhaber. „Ich denke, den wenigsten Patienten und Bürgern ist es bewusst, dass hier zwei Träger eng zusammenarbeiten“, so Firnhaber. Als erster Ärztlicher Direktor von 1994 bis dato habe Dr. Küthmann das BKH Memmingen aufgebraut, geprägt, geleitet und auch gelebt.

Nach Ansicht des stellvertretenden Bezirkstagspräsident Alfons Weber trägt das BKH Memmingen mit seinen 40 stationären Betten und seiner Tagesklinik mit zwölf Plätzen die Handschrift von Dr. Küthmann. Der ärztliche Direktor werde der Klinik fehlen – als Macher und als Mensch. Oberbürgermeister Manfred Schilder dankte dem 60-Jährigen für sein großes Engagement und seine Beharrlichkeit an der Weiterentwicklung des BKH. „In der Chefarzt-Konferenz warst Du immer einer von uns“, stellte Prof. Stollfuß fest. Der ärztliche Direktor des Klinikums betonte die „fantastische Zusammenarbeit der kurzen Wege“ zwischen dem Allgemeinkrankenhaus und der psychiatrischen Klinik. „Viele psychische Erkrankungen haben körperliche Ursachen und umgekehrt. Wir profitieren alle von dieser Konstellation hier im Haus“, so Prof. Stollfuß.

Prof. von Cranach hielt den Festvortrag. Der ehemalige ärztliche Direktor des BKH Kaufbeuren skizzierte in einem großen Bogen die Entwicklung der Sozialpsychiatrie über Jahrhunderte. Seinen „Ziehsohn“ lobte er für seine partnerschaftliche Beziehung zu den Patienten und dafür, weil er stets versucht habe, die Menschen zu verstehen.

Bis ein Nachfolger feststeht, wird Küthmanns bisherige Stellvertreter Raimund Steber die Aufgaben des Ärztlichen Direktors übernehmen. „Unter deiner Leitung ist es gelungen, die Psychiatrie im Klinikum hervorragend zu verankern und die psychiatrischen Konsile zu einer festen Größe werden zu lassen“, stellte Steber fest. Dank der sehr guten Beziehungen zu Behörden und Kommunen sowie des Engagements im Gemeindepsychiatrischen Verbund (GPV) habe der scheidende Chefarzt es geschafft, das BKH in der Region zu etablieren. „Das aktuelle Versorgungskonzept ist passend, gut umsetzbar, für die Mitarbeitenden fordernd und außerordentlich patientenorientiert“, so Steber. Die Verweildauer der Patienten im BKH Memmingen sei im Übrigen eine der niedrigsten in Bayern.

Dr. Küthmann bedankte sich bei allen Weggefährten: „Wir sind eine lange Strecke zusammen gegangen. Es war eine wunderbare Zeit.“ Er zitierte nochmals den Prediger Salomo, um zu erläutert, warum er ausscheidet: „Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde.“ Als gebürtiger Münchner habe er sich in der Stadt, im Klinikum und im BKH Memmingen immer gut aufgehoben gefühlt. Er wolle auf jeden Fall in der Maustadt bleiben. Der Name Küthmann wird nicht gänzlich aus dem BKH Memmingen verschwinden: Dr. Andreas Küthmanns Frau Beate wird dort weiterhin als Ärztin tätig sein.