Eine Arche für die ARBE: Der Psychosoziale Hilfsverein eröffnet demnächst sein neues Gebäude

19. Juni 2018: „Je nach Temperament können wir sagen, dass wir in der Zwischenzeit wenig oder viel erreicht haben.“ So lautet der Leitspruch von „ARBE“, kurz für „Psychosoziale Hilfsgemeinschaft – Arbeit und Beschäftigung für psychisch Belastete."
Gerhard Fischer (links) und Joseph Joas beratschlagen über die nächsten Schritte bei der Sanierung des ARBE-Hauses.

Man kann durchaus behaupten, dass der Verein in den 15 Jahren seines Bestehens viel erreicht hat: Als sogenanntes Zuverdienst-Projekt vermittelt der Verein niederschwellige Arbeitsangebote an psychisch belastete Menschen, die aufgrund ihrer Erkrankung oder Behinderung oft nicht mehr vollumfänglich belastbar sind. Das Besondere daran: Die Einsatzstellen sind auf dem freien Arbeitsmarkt angesiedelt. Rund 70 Personen sind derzeit so stundenweise auf geringfügiger Basis beschäftigt.

Mit seinen rund 130 Mitgliedern, einem eigenen Fuhrpark beispielsweise für Einsätze in der Landschaftspflege, mit regelmäßigen Aufträgen und eng verbundenen Sponsoren kann der Verein also eine positive Bilanz ziehen. Doch nun steht der nächste große Schritt an: In wenigen Wochen schon soll in Reisensburg das ehemalige „Haus 57" wieder belebt werden. In dem Gebäude, das 1946 für eine Arzneimittelfirma errichtet wurde, das in den 1960er-Jahren dann zu einer Station für Langzeitpatientinnen des Bezirkskrankenhauses Günzburg umgewandelt wurde und zuletzt seit 2005 leer stand, wird ARBE im Erdgeschoss einen neu sanierten Werkstattbereich mit Arbeits- und Aufenthaltsräumen in Betrieb nehmen. Die Sanierung des ersten Stocks in dem Haus mit rund 800 Quadratmetern Grundfläche, das durch den langen Leerstand in einem desolaten Zustand war, soll dann im kommenden Jahr abgeschlossen sein. „Hier wird eine Gruppe für ambulant betreutes Wohnen der Caritas einziehen", so die Vorstände.

Wenn auch etliche der ARBE-Mitarbeiter selbst mit tätig sind, ist die Sanierung doch ein ehrgeiziges Projekt, auch finanziell. „Der Begriff Freizeit wird bei uns derzeit recht klein geschrieben", sagen die beiden Vorstände Gerhard Fischer und Joseph Joas. Ihnen ist der Einsatz für psychisch kranke Menschen einfach eine Herzensangelegenheit: „Durch die Arbeitsmöglichkeiten, die der Verein vermittelt und die Wohnangebote bieten wir diesen Menschen neue Perspektiven und einen Sinn."

Bislang hatte der Verein seinen Standort direkt auf dem Gelände des Bezirkskrankenhauses, das die Räumlichkeiten jedoch selbst benötigt. Auf der Herbergssuche kam der Bezirk Schwaben dem Verein mit einem großzügigen Angebot entgegen: Für einen geringfügigen, symbolischen Erbpachtpreis ist ARBE nun der Mieter des idyllisch gelegenen Hauses. „Der Bezirkstag wollte das Grundstück einem sozialen Zweck zur Verfügung stellen", so Bezirkstagspräsident Jürgen Reichert. „ARBE bietet psychisch kranken Menschen die Möglichkeit, am Arbeits- und Gesellschaftsleben teilzuhaben - das ist vorbildlich praktizierte Inklusion." Zudem fördert der Bezirk den Verein jährlich im Rahmen seiner Richtlinien für Zuverdienstarbeitsplätze.

Die Sanierung, die mit Investitionen von rund einer Million Euro einhergeht, könnte der Verein ohne Spenden und Unterstützung aus eigener Kraft nicht leisten. „Der größte Anteil kommt von der Aktion Mensch", so die Vorstände, „dafür sind wir sehr dankbar - ebenso aber auch für die vielen weiteren Spenden." Ein Dank gehöre auch „den fleißigen Händen, die das Projekt mit viel Einsatz und Schweiß geschaffen haben, hier sei vor allem Mathias Miess erwähnt", betont Gerhard Fischer. Doch auch weiterhin sei man auf Unterstützung und Mithilfe angewiesen - sei es, dass man Aufträge an ARBE vergibt, Arbeitsplätze zur Verfügung stellt oder spendet, sei es durch eine Mitgliedschaft oder sei es auch durch aktive Mitarbeit am Bau. Wer Interesse an dem Projekt hat, kann Kontakt aufnehmen über Telefon 0 82 21 - 96 26 08 oder mit einem Email an kontakt@arbe-ev.de.