Porträt einer leidenschaftlichen Pflegefachkraft zum internationalen Tag der Pflege

10. Mai 2022: „Ich mache meinen Beruf gerne.“ – „Ich gehe jeden Tag gerne zur Arbeit.“ – „Da, wo ich arbeite, fühle ich mich wohl.“
Pflegefachkraft Iris Zimmermann Foto: Georg Schalk

Iris Zimmermann arbeitet als systemische Therapeutin bei „PIA intensiv“ (früher „Home Treatment“), das zu einem ambulanten Angebot der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik am BKH Günzburg gehört. Sie ist viel unterwegs und hat stets ihren Rucksack dabei, in dem sich unter anderem auch ein Stethoskop befindet.

Iris Zimmermann ist eine Pflegefachkraft mit Leidenschaft. Die 55-Jährige arbeitet seit 1983 im Bezirkskrankenhaus Günzburg.

Drei Sätze, die aus dem Mund einer – Gesundheits- und Krankenpflegerin kommen. Ja, Sie haben richtig gelesen: einer Krankenschwester, wie sie landläufig bezeichnet wird. Es gibt sie noch, die zufriedenen, glücklichen Pflegekräfte, die voller Empathie sich jeden Tag um Menschen kümmern, denen es nicht gut geht und die krank sind. Und es sind deutlich mehr, als mancher aufgrund der negativen Berichte und Aussagen zu diesem Berufsstand vermuten würde.

Etwa 4500 Mitarbeitende gibt es bei den Bezirkskliniken Schwaben; konzernweit sind es sogar um die 5000. Der Großteil arbeitet in der Pflege. Iris Zimmermann ist eine von ihnen. Es ist jene Gesundheits- und Krankenschwester, die eingangs zitiert wurde. Sie ist 55 Jahre alt, verheiratet, hat zwei erwachsene Kinder und arbeitet seit 1983 im Bezirkskrankenhaus (BKH) Günzburg. Sie hat dort gelernt und ihr Examen gemacht, sich fort- und weitergebildet und ist inzwischen als systemische Therapeutin bei „PIA intensiv“ (früher „Home Treatment“) tätig, das zu einem ambulanten Angebot der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik gehört. PIA ist die Abkürzung für Psychiatrische Institutsambulanz. „PIA intensiv ist Akutbehandlung zuhause“, beschreibt sie das innovative Modell, das es am BKH seit 2005 gibt. Die Teams von PIA intensiv - Ärzte, Pflegekräfte und Mitarbeiter des Sozialdienstes - fahren täglich zu den Patientinnen und Patienten nach Hause und behandeln sie dort. Jeder Patient wird zwei- bis dreimal pro Woche, bei Bedarf auch öfter besucht. „Ich halte das für eine sehr gute Sache. Unsere Erfahrungen und die Reaktionen von Patienten und Angehörigen sind sehr positiv“, sagt Iris Zimmermann.

Die sportliche Frau mit den blonden Haaren ist eine Pflegekraft mit Leib und Seele. Das wusste sie schon sehr früh. „Ich wollte schon immer Krankenschwester werden.“ Geboren in Leipheim, absolvierte sie im nahe gelegenen Günzburg im dortigen BKH ein Praktikum – auf einer geschlossenen Männerstation. Heute würde man die Abteilung „Forensische Nachsorge“ bezeichnen. „Ich frisch von der Mädchenschule auf diese Station: Das war schon ein bisschen befremdlich“, erzählt sie. Damals gab riesige Schlafsäle, und mit großen, schweren Schlüsseln wurden die Türen zur Station auf- und zugeschlossen.

Die junge Frau wurde damals zum ersten Mal von einem Patienten körperlich angegangen. Dass sie dieses Erlebnis gut abfangen konnte, habe sie ihren Kollegen zu verdanken: Sie hätten sich fürsorglich um sie gekümmert. Im Frühjahr 1984 begann sie dann in der Berufsfachschule für Pflege des BKH eine Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin, die sie 1987 mit dem Examen abschloss. „Schon damals änderte sich innerhalb der Psychiatrie sehr viel, vor allem im Umgang mit den Patienten“, erzählt sie im Rückblick.
Es folgten Tätigkeiten auf einer Bettenstation in der Günzburger Neurochirurgie (bis 1992) und danach als 3. Stationsleiterin auf einer Station, auf der schwerpunktmäßig Menschen mit Depressionen behandelt wurden. Einschneidend für ihr weiteres Leben war ein höchst erfreuliches Ereignis im Jahr 1987: Iris Zimmermann lernte ihren späteren Mann Gerd kennen, einen Krankenpfleger, der zu dieser Zeit in der Psychiatrie arbeitete. Heute ist er in der Anästhesie der Neurochirurgie tätig. 1993 bekamen die beiden einen Sohn, ein gutes Jahr später eine Tochter. „Bis 1997 war ich zuhause und kümmerte mich um die Kinder. Mein beruflicher Wiedereinstieg erfolgte auf der Station, wo ich vorher war.“ Die Pflegefachkraft startete zuerst in Teilzeit (50 Prozent) und stockte später auf 80 Prozent auf. Seit die Kinder aus dem Haus sind, arbeitet sie wieder in Vollzeit. Dass dies alles möglich war und ist, darüber ist sie ihrem Arbeitgeber dankbar. Der Bezirk Schwaben und sein Gesundheitsunternehmen Bezirkskliniken Schwaben bieten ihren Beschäftigten eine Vielzahl von attraktiven Arbeitszeitmodellen. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist hier keine Floskel.

Apropos Floskel: In der Zeit der Corona-Pandemie wurden die Pflegekräfte deutschland- und europaweit für ihre Arbeit beklatscht. Was denkt eine langjährige Krankenschwester darüber? „Sicher eine nette Geste, genauso wie der Corona-Bonus des Staates für Pflegekräfte. Meine Berufssparte braucht aber mehr Nachhaltigkeit und dringend frische Kräfte“, sagt Iris Zimmermann. Schon vor über zehn Jahren sei der Begriff „Pflegenotstand“ durch die Medien gegeistert. Geändert habe sich aber nicht viel.
Ihren Beruf liebt sie nach wie vor – trotz der stark gestiegenen Bürokratie. Alles muss genau dokumentiert werden, damit es gegenüber der Wirtschaftlichkeitsprüfung standhält. „Ich arbeite einfach unglaublich gerne mit Menschen“, sagt sie und ihre Augen glänzen. Sie fühlt sich an ihrem Arbeitsplatz auch deshalb so wohl, weil sie „so ein tolles Team um sich herum“ hat. „Bei uns verschwinden die Hierarchien, jedes Wort zählt gleich – ob es von einem Arzt oder einer Pflegekraft kommt.“ Wer den Beruf der Gesundheits- und Krankenpflegerin ergreifen möchte, sollte Empathie mitbringen und Menschen mögen. Iris Zimmermann: „Er sollte das Gute im Menschen sehen können.“