Premiere im März: "Nebel im August" und "Haydi! Heimat!"

06. März 2018: Im März stehen zwei spannende Premieren im Landestheater Schwaben bevor, nicht zuletzt, da es sich um Uraufführungen handelt, sondern auch da zwei sehr unterschiedliche und spannende Themen verhandelt werden.

Premiere: Nebel im August
(Der Fall Ernst Lossa vor Gericht)
Dokumentarstück von John von Düffel nach der Romanbiografie von Robert Domes
Uraufführung

NEBEL IM AUGUST erzählt in der Montage einst vergessener Prozessakten, Zeugenaussagen und Berichten von dem heute noch viel zu wenig beachteten Euthanasie-Kapitel während des Nationalsozialismus. Eindringlich und exemplarisch nähern sich die Erinnerungen dabei auch der Geschichte des jenischen Jungen Ernst Lossa. Grob abgestempelt als „Zigeunersohn" geriet er in die grausame Maschinerie gegen „unwertes Leben".

Für diese Uraufführung verarbeitete der preisgekrönte Dramatiker John von Düffel umfassende Recherchen des Journalisten Robert Domes und Teile dessen gleichnamigen berührenden Jugendromans.

Augsburg, am 2. August 1949: Auf der Anklagebank ergreift der ehemalige Anstaltsleiter aus Kaufbeuren Dr. Faltlhauser das Wort. Er verteidigt Haltung und Beweggründe, die grausige Normalität des ‚Alltags’ in der Anstalt. An den Bruchlinien der historischen Dokumente und Erinnerungen taucht das Ensemble ein in die Vergangenheit, ohne das Heute zu verlieren. Sprache und Logik der psychiatrischen Gutachten und die Szenen um Ernst Lossa machen die Zurichtung spürbar, die ein gesunder Mensch in einem gestörten System erfährt. Abgestempelt als das eines „triebhaften Psychopathen" wird Ernst Lossas Leben nach knapp 15 Jahren mittels einer tödlichen Injektion durch Anstaltsmitarbeiter beendet.

Berührend aber auch investigativ stellt sich „Nebel im August" den Widersprüchen, Irrationalitäten und der Logistik dieses Euthanasie-Kapitels deutscher Geschichte. Das Stück stellt Fragen nach den Ängsten vor dem Fremden, Vielfältigen, Unangepassten. Kinderheime in Augsburg, dann psychiatrische Anstalten in Markt Indersdorf, Kaufbeuren und Irsee: die letzten Stationen von Ernst Lossas Leben zeigen, wie sehr seine Geschichte auch ein Teil schwäbischer Vergangenheit ist.

I: Kathrin Mädler, B & K: Ulrich Leitner, D: Miriam Grossmann

Mit: Elisabeth Hütter, Regina Vogel, Jan Arne Looss, Georg Grohmann, Jens Schnarre, André Stuchlik

Premiere: Fr., 16. März, 20 Uhr, Großes Haus

In Kooperation mit dem Bildungswerk Irsee

Premiere: Haydi! Heimat!
Junges Volksstück von Katja Hensel
Uraufführung

Die Autorin Katja Hensel erzählt in ihrem neuen Kinderstück von der kindlichen Suche nach einem seelischen Zuhause in einer Zeit, die von Diskontinuität und permanentem Wechsel geprägt ist. Wo findet sich Heimat jenseits eines fixen Ortes, einer unveränderlichen Familienkonstellation, einer Sprache oder Kultur? HAYDI! HEIMAT! ist ein Stückauftrag eigens für das Landestheater Schwaben.

Kemal ist überfordert von der Aufgabe, etwas in die Schule mitzubringen, das für ihn Heimat bedeutet. Als er seine Familie befragt, gibt jeder eine andere Antwort und bald erschlägt ihn das Thema Heimat so, dass er erkrankt. Plötzlich steht Ella an seinem Bett, die seit kurzem in seine Klasse geht und im gleichen Hochhausblock wohnt. Zusammen schauen sie sich das Kinderbuch „aydi"an, das Kemals Oma ihm zum Thema Heimat vorgeschlagen hat. Zwar ist es auf Türkisch, aber Ella denkt sich entlang der Illustrationen ihre eigene Geschichte dazu aus. Das alte Kinderbuch und die neue Freundschaft müssen noch einige unerwartete Erlebnisse überstehen, bis die Kinder am Ende gemeinsam in Kemals Schule ihre Version von Heimat vorstellen: Eine neue Heimat, selbstgemacht und gut!

HAYDI! HEIMAT! erzählt anhand des Umgangs mit einem Heimatroman, der über Kulturkreise und Zeiten hinweg Kinder begleitet und prägt, wie Kinder Heimat kulturell, emotional und kreativ erleben. Das Stück übersetzt disparate Heimaterfahrung in kraftvolles, junges Volkstheater, das Zugehörigkeit auf Taten und nicht auf Abstammung begründet. Die Stückentwicklung HAYDI! HEIMAT! ist Teil von NAH DRAN!, ein Projekt des Kinder- und Jugendtheaterzentrums in der BRD und des Deutschen Literaturfonds.

Altersempfehlung: 8+

I: Anne Verena Freybott, B & K: Franziska Isensee, D: Silvia Stolz

Mit: Anke Fonferek, Miriam Haltmeier, Tobias Loth, Sandro Štalo

Premiere: Sa., 17. März, 15 Uhr, Studio