Renommierte Forscher aus aller Welt tauschen sich in Günzburg aus

30. März 2023: Ein hochkarätig besetztes Treffen von Forschern aus aller Welt findet derzeit auf Schloss Reisensburg und im Bezirkskrankenhaus (BKH) Günzburg statt.

Noch bis Sonntag befasst sich die Expertenrunde beim „16. Psychoimmunology Expert Meeting“ mit der Rolle von Viren, Bakterien und Autoimmunität als mögliche Verursacher von psychischen Störungen und neurologischen Krankheiten. Ausrichter sind der ehemalige Chefarzt der Abteilung für Psychotherapeutische Medizin und Psychosomatik an der Klinik II der Universität Ulm am BKH Günzburg, Prof. Karl Bechter (Ichenhausen), und dem Ärztlicher Direktor der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik des Universitätsklinikums Aachen, Prof. Thomas Frodl.
Inwieweit können Erreger und Infektionen psychische Erkrankungen auslösen? Welche Rolle spielen dabei entzündliche Prozesse im Körper? Sind Autoimmunerkrankungen mitverantwortlich für Depressionen, Psychosen oder Alzheimer-Erkrankungen? Mit diesen und vielen anderen Fragen beschäftigen sich die Forscher an diesem Wochenende in Günzburg. Ebenfalls Thema der Tagung sind Covid-19 Infektionen, vor allem mit Bezug zu neuropsychiatrischen Folgen. „Unter den 60 Vortragenden sind viele junge Forscher dabei. Sie kommen aus allen fünf Kontinenten“, berichtet Prof. Bechter. Er richtet diese Expertenrunde inzwischen seit 20 Jahren aus. 2015 war Bechter nach 36-jähriger Tätigkeit in den Ruhestand verabschiedet worden. Der mit zahlreichen Preisen ausgezeichnete Mediziner arbeitet immer noch aktiv in einer Forschungsgruppe der Universität Ulm in Zusammenarbeit mit dem BKH Günzburg mit.

Im wissenschaftlichen Institut der Universität Ulm auf Schloss Reisensburg und im Festsaal des BKH werden die Ergebnisse einiger interessanten Forschungsarbeiten vorgestellt, die laut Prof. Bechter von großer Bedeutung für neue erfolgreiche Therapien von psychotischen Syndromen sind. „Manche versprechen sogar eine komplette Heilung durch Immuntherapie für im Moment noch kleine Subgruppe“, so der Mediziner. Weitere Fortschritte würden sowohl diagnostisch und dann auch therapeutisch erwartet. „Dafür braucht es mehr gezielte Forschung. Autoimmunenzephalitis (Hirnentzündung) ist typisch mit neurologischen Symptomen, Autoimmunpsychose ist typisch ohne neurologische Symptome. Der ursächliche Prozess der Autoimmunität gegen Gehirn- bzw. Nervenzellen ist derselbe oder ganz ähnlich. Es gibt inzwischen mehr als 20 bekannte Autoantikörper dieser Art“, erläutert Bechter.

Einen der beiden Eröffnungsvorträge hielt am Donnerstag übrigens Professorin Michal Schwartz (Tel Aviv): Sie hat aktuell den „Izrael Prize“, der höchste des Staates Israel, für ihre Forschung erhalten.