Sonderpreis „Die Kunstpreisträger“ an Emmeran Achter

06. März 2018: Die bayerisch-schwäbischen Berufsverbände der bildenden Künstler und die Schwabenakademie Irsee veranstalten die Ausstellung „Schwäbische Künstler in Irsee“ in diesem Jahr zum 30. Mal. Im Rahmen dieser Ausstellung wird der „Meckatzer Kunstpreis“, der frühere „Magnus-Remy-Preis“, verliehen.
Emmeran Achter, „Aufstehen“, Öl/Leinwand, 2018, Preisverleihung am 5. März 2018

Aus Anlass der Jubiläumsausstellung hat die Kreis- und Stadtsparkasse Kaufbeuren den mit 1.500 Euro dotierten Sonderpreis „Die Kunstpreisträger" gestiftet. Es ist das fünfte Mal, dass die Sparkasse einen Sonderpreis sponsert. Eingeladen waren heuer alle Preisträger des Meckatzer Kunstpreises, die einem der beiden Berufsverbände Bildender Künstler in Bayerisch-Schwaben angehören, jeweils zwei Werke einzureichen. Eingereicht wurden 32 Werke von 16 Künstlern.

Die Preisjury zeichnete das Ölgemälde „Aufstehen" (2018) von Emmeran Achter aus Aichach mit dem Sonderpreis „Die Kunstpreisträger" aus. Der Sonderpreis wurde dem Künstler von Vorstandsmitglied Franz Endhardt am 5. März in der Sparkasse Kaufbeuren verliehen.

Das Werk „Aufstehen" wird, ebenso wie die 32 weiteren Werke der Sonderausstellung, im Rahmen der diesjährigen BBK-Ausstellung vom 24. März bis 8. April gezeigt. Am Freitag, 23. März findet um 18.00 Uhr die öffentliche Vernissage der BBK-Ausstellung und der Sonderausstellung im Festsaal von Kloster Irsee statt. Emmeran Achter ist anwesend; auch Bezirkstagspräsident Jürgen Reichert hat sein Kommen zugesagt.

Sonderpreis „Die Kunstpreisträger" 2018 der Kreis- und Stadtsparkasse Kaufbeuren im Rahmen der 30. Ausstellung „Schwäbische Künstler in Irsee" der Berufsverbände Bildender Künstler Allgäu/Schwaben-Süd und Schwaben Nord mit Augsburg und der Schwabenakademie Irsee für das Gemälde „Aufstehen" (2018), Öl auf Leinwand, 160 x 120 cm von Emmeran Achter (Aichach)

Begründung der Jury

Preisträger – Der Künstler Emmeran Achter wurde 1971 in Aichach geboren. Er studierte freie Malerei von 2001 bis 2007 an der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg, 2007 als Meisterschüler bei Professor Ottmar Hörl. Zahlreiche Ausstellungen und öffentliche Ankäufe, unter anderem durch die Bayerische Staatsgemäldesammlung München, markieren seinen künstlerischen Weg. Achter lebt und arbeitet als freischaffender Maler und Kunsterzieher in Aichach. Weitere Informationen über Emmeran Achter unter <www.eachter.weebly.com>

Werk – Emmeran Achters Gemälde „Aufstehen" überzeugt durch künstlerische Vielschichtigkeit, raffinierte Farbgebung, ineinander gestaffelte bzw. übergehende Figuren, geheimnisvolle Lichtführung sowie komplexe Räume, womit es sich für vielfältige Perspektiven der Betrachtung und unterschiedliche Möglichkeiten der Deutung öffnet.

Zentral im Bild erhebt sich, in Rückenansicht und hell beleuchtet, der nackte, nicht vollständig ausgearbeitete Körper eines jugendlichen Mannes, der schwungvoll dynamisch vom Betrachter weg in den Bildhintergrund, in Richtung einer verheißungsvoll wirkenden Lichtung drängt. Der Jüngling verdeckt weitgehend eine Person in blauer Hose, die im Bild unter ihm zu sitzen scheint; gleichzeitig verdeckt sie die untere Hälfte einer wesentlich größeren, ebenfalls nackten, sie überragenden, bereits stehenden Menschengestalt, die ihre Arme weit ausbreitet. Diese ist wesentlich dunkler als der Jüngling und wirkt wie Goyas Colossus oder der Nachtmahr eines Alptraums, der „Aufstehen" einen bedrohlichen Akzent verleiht.

Der Aufstehende und der „Nachtmahr" bewegen sich in Richtung einer bläulich grünen Landschaft im linken Bildhintergrund. Diese traumhaft anmutende Landschaft öffnet sich jenseits eines Durchlasses aus leuchtend grünen Bäumen. Die geradezu fluoreszierende Farbe der Bäume und die entrückt wirkende Lichtung spiegeln sich links im Vordergrund wie auf einer Wasseroberfläche. Tief aus dem Hintergrund der lichten Traumlandschaft heraus bewegt sich eilenden Schrittes ein rudimentär erkennbarer Läufer auf den Aufstehenden zu.

Die verwischten Konturen lassen die Körper der Trias verschwimmen und teilweise ineinander übergehen. Durch den ästhetisch an Francis Bacon erinnernden Verzicht auf klar verlaufende Konturen und die infolge dynamischer Bewegung verwischten Bereiche schafft Achter der Imagination des Betrachters Raum. Die vagen Anklänge an Bacon und Goya wirken dezent, nicht vordergründig aufgesetzt.

Die drei Figuren könnten sich aber auch so lesen lassen, dass sie – passend zum Titel des Gemäldes – die drei aufeinander folgenden Stadien des Sitzens, Aufstehens und Voranschreitens ins Bild bringen. Der enigmatische Charakter des Werks wird weiter gesteigert, indem die gesamte „eigentliche" Bildfläche wie in einen schwarzen Raum hinein zu kippen scheint, der am linken und oberen Bildrand asymmetrisch sichtbar wird.

Achter verbirgt die Quellen des Lichts, das aus unterschiedlichen Richtungen einfällt, und verschachtelt unterschiedliche Raumperspektiven. Indem er, summa summarum, vieles nur andeutet, nicht fix und fertig ausführt, sondern wie auf einem Foto mit zu langer Belichtungszeit verwischt und in der Schwebe lässt, öffnet er dem Betrachter geistige Räume, reizt ihn, unterschiedliche Möglichkeiten des Sehens und Interpretierens zu erproben.

Das Werk ist komplexer konzipiert als das Gemälde „Baltimore", Träger des „Meckatzer Kunstpreises" 2016, das einen einzigen Männerkörper inszeniert, wohingegen „Aufstehen" drei kunstvoll sich überlagernde Figuren in den Mittelpunkt stellt.