Ukrainische Therapeuten aus Schwabens Partnerregion hospitierten im Fritz-Felsenstein-Haus

07. Mai 2018: „Wir müssen unsere Kinder dazu befähigen, mit ihrer Behinderung zu leben.“ So fasst Tetiana Zakrutna, Leiterin einer ukrainischen Delegation aus Ärzten und Therapeuten, nach einem Fachaustausch im Königsbrunner Fritz-Felsenstein-Haus die Erkenntnisse ihrer Gruppe zusammen.
Stillkissen und ein „sprechender Speiseplan“ gehörten zu den Abschiedsgeschenken an die ukrainische Delegation.

Stillkissen und ein „sprechender Speiseplan“ gehörten zu den Abschiedsgeschenken an die ukrainische Delegation. V. li.: Gregor Beck (Fritz-Felsenstein-Haus), Tetiana Zakrutna, Bürgermeister Franz Feigl, Dagmar Simnacher (FFH), Julia Teodoriuk, Zhana Khasheheva, Katharina Haberkorn (Bezirk Schwaben) und Dolmetscherin Myroslava Melnichuk sowie (obere Reihe) Alona Palamar und Dolmetscher Marko Kulyk.

Fünf Mitarbeiter des Czernowitzer Zentrums „Das besondere Kind" haben auf Einladung des Bezirk Schwaben während zweier Wochen die Therapeuten im Fritz-Felsenstein-Haus begleitet und verglichen: Wie wird hier gearbeitet, wie daheim in ihrer Einrichtung für Kinder mit Körper- und Mehrfachbehinderung?

Bezirkstagspräsident Jürgen Reichert hatte das Zentrum 2016 auf einer Reise in die Bukowina kennengelernt und sofort den Kontakt zum Fritz-Felsenstein-Haus vermittelt. Sind doch soziales Engagement und die Partnerschaft mit der Bukowina zwei Grundpfeiler in der Arbeit des Bezirks. Seither fanden Besuche in beide Richtungen statt. 2018 sind es gleich vier Fachbegegnungen, darunter die jetzige zweiwöchige Hospitanz.

Der diesjährige Austausch wird vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung finanziert, erklärte Katharina Haberkorn, die beim Europabüro des Bezirks für die Partnerschaft mit der Bukowina zuständig ist: „Die Bundesrepublik fördert zivilgesellschaftliche Initiativen in der Ukraine." Wozu auch die Inklusion gehört, die Teilhabe von Menschen mit Behinderung am gesellschaftlichen Leben.

Dass sie das Ziel sein muss, das war für die Czernowitzer Delegation die wichtigste Erfahrung. „Wir wenden dieselben Therapien an wie hier", erklärte Delegationsleiterin Zakrutna. „Aber bislang haben wir medizinisch gedacht und die Behinderung bekämpft, anstatt mit der Motivation der Kinder zu arbeiten und ihnen zu ermöglichen, sich auszudrücken." Wie das neue Wissen daheim umzusetzen sei, darum werde es nun gehen. „Gleich nach dem ersten Besuch in Königsbrunn ist in Czernowitz aus Spenden ein großartiger Ergotherapieraum entstanden", berichtete Katharina Haberkorn von den Ergebnissen eines früheren Fachbesuchs.

Jede Einrichtung habe ihren Wachstumsprozess, betonte Königsbrunns Erster Bürgermeister Franz Feigl bei seiner Begegnung mit den ukrainischen Gästen. „Durch das Fritz-Felsenstein-Haus ist Inklusion in Königsbrunn allgegenwärtig", beschrieb er, wie sich die Einrichtung in der Stadt auswirkt. „Es geht um Teilhabe", bestätigte Gregor Beck, Geschäftsführer des Fritz-Felsenstein-Hauses. Sie sei das neue Paradigma im Umgang mit Menschen mit Behinderung.

Und gab es auch etwas, worin die hiesigen Therapeuten von den ukrainischen Gästen profitiert haben? „Wir konnten wieder neu über unsere Arbeit nachdenken und uns vergegenwärtigen, was wir jeweils warum tun", sagte Dagmar Simnacher, Therapieleiterin im Fritz-Felsenstein-Haus. So war es ein Geben und Nehmen. Und mit ihrem Dank an die Gastgeber verband Tetiana Zakrutna zuletzt ein großes Lob: „Wir sind sehr glücklich, dass die Kinder hier im Fritz-Felsenstein-Haus so wunderbare Möglichkeiten haben."