Alles andere als eine Einbahnstraße: Die Arbeit in den Allgäuer Werkstätten

01. Dezember 2017: Ein Beispiel für die Inklusion von Menschen mit Behinderung auf dem Arbeitsmarkt: Sich ausprobieren im Berufsbildungsbereich, arbeiten in der beschützenden Werkstatt, sich testen auf einem Außenarbeitsplatz oder mutig den Schritt in die freie Wirtschaft wagen – wer glaubt, die Tätigkeit in den Allgäuer Werkstätten sei eine Einbahnstraße, der hat sich getäuscht. Vielmehr bietet die Einrichtung für Menschen mit körperlichen, geistigen und seelische Beeinträchtigungen vielfältige Möglichkeiten.
Sich stundenweise ausprobieren - das geht auch im Sekretariat der Allgäuer Werkstätten

Sylvia-Marion S. (links) unterstützt Marie-Luise Schindele bereits stundenweise im Sekretariat der Allgäuer Werkstätten am Eggener Berg. Sie möchte nach ihrer Zeit im Berufsbildungsbereich nämlich gern ins Büro wechseln.

Der Slogan der Allgäuer Werkstätten lautet: „Arbeit bei uns hat Zukunft – Wir helfen Ihnen mit VIA auf den Weg!" Wie das genau aussieht, stellt Matthias Zimmermann, Prokurist, Werkstattleiter am Eggener Berg und Koordinator für VIA (Vermittlung in Arbeit) eindrucksvoll dar: „Wir nutzen unser großes berufliches Netzwerk, beispielsweise zur Arbeitsagentur Kempten, zum Gemeindepsychiatrischen Verbund Kempten/Oberallgäu, dem Integrationsfachdienst sowie den guten Kontakt zu unseren Wirtschaftskunden, um immer wieder neue Arbeitsplätze für die uns anvertrauten Beschäftigten zu suchen – ob als Praktikumsplatz oder als Ausbildungsstelle. Dabei setzen wir unter anderem auf sehr kreative Arbeitsmodelle." Der Bezirk Schwaben unterstützt über entsprechende Richtlinien die Bemühungen der Werkstätten, Außenarbeitsplätze für ihre Mitarbeiter zu finden. 

Auf drei Säulen stützt sich das Projekt VIA – die Anerkennung als Bildungsträger nach der Akkreditierungs- und Arbeitsförderung (AZAV), Bildungs- und Weiterbildungschancen in der Werkstatt sowie betreute Außenarbeitsplätze über Integra. 30 Personen mit Handicap profitieren momentan von der individuellen Vermittlung in Arbeit. „Auf diese Weise findet sich individuell für jeden unserer Beschäftigten ein passendes Berufsmodell", erläutert Zimmermann. So hat Stefan W. gerade einen Hubwagenführerschein für den Logistikbereich erfolgreich absolviert. „Und der kommt ihm nicht nur in der Werkstatt, sondern auch daheim auf dem Bauernhof zugute." Sylvia-Marion G. arbeitet momentan noch im Berufsbildungsbereich am Eggener Berg, unterstützt aber in der Einrichtung dort bereits Marie-Luise Schindele im Sekretariat. Die 36jährige hat es sich zum Ziel gemacht, bis zum nächsten Frühjahr „fit" für die Büroarbeit zu werden, um beispielsweise nachmittags hier Telefondienst zu machen. „Ich komme in den Allgäuer Werkstätten gut zurecht", erzählt sie.

 Marco V. arbeitet in der Zeppelinstraße. Ihm gefällt besonders das kreative Arbeiten mit dem Werkstoff Holz. Er wünscht sich, dass er irgendwann fit ist für die Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann. Petra S. ist bereits auf einem Außenarbeitsplatz. Sie ist seit einem guten Jahr beim Bauzentrum Kleinlein, einem mittelständischen Familienunternehmen, im Büro. Ihre Chefin Angelika Kleinlein lobt sie: „Petra S. kennt sich sehr gut in unserem Fachgebiet aus." Die junge Frau geht am Telefon auf die Wünsche, Fragen, Probleme und Sorgen der Kundschaft ein und kann durch ihr Fachwissen gezielt auf fachgeschulte Mitarbeiter verweisen. 

Als innovatives Unternehmen sucht die Allgäuer Werkstätten GmbH mit ihren insgesamt sieben Einrichtungen in Kempten und Sonthofen und zehn unterschiedlichen Arbeitsfeldern auch in der Zukunft immer wieder nach neuen Nischenarbeitsplätzen für ihre Beschäftigten – ob intern oder außerhalb der AW. Nicht zuletzt deshalb beteiligen sich die Allgäuer Werkstätten am 15. und 16. Januar auch an der Allgäu Challenge zusammen mit 30 anderen Unternehmen aus dem Allgäu.


*Näheres unter www.aw-ke.de

*Ansprechpartner der Koordinationsstelle VIA: Matthias Zimmermann, 0831/960288511, via@aw-ke.de

Text: Monika Rohlmann, www.moriprint.de