Bezirkskrankenhaus Günzburg: Eine neue Abteilung trifft den Nerv

11. Oktober 2016: Am Bezirkskrankenhaus Günzburg ist die Sektion „Periphere Nervenchirurgie“ ins Leben gerufen worden. Zum Leiter der Abteilung innerhalb der Neurochirurgischen Klinik wurde Professor Dr. Gregor Antoniadis ernannt. „Das ist tatsächlich die erste Sektion ,Periphere Nervenchirurgie‘ unter allen universitären und kommunalen Häusern in Deutschland“, betont der Günzburger Mediziner.
Professor Dr. Gregor Antoniadis

Sie gehört zur Uniklinik Ulm, ist die einzige länderübergreifende Einrichtung dieser Art und gilt bundesweit als führend, was die Behandlung von Verletzungen von Nerven außerhalb des Schädels (deshalb „peripher“) angeht.

Motorradfahrer, die sich bei Unfällen Verletzungen am Armnervengeflecht zuziehen oder Betroffene, deren Nerven gar durchtrennt sind; Patienten mit Schmerzen, die von der Hand in den gesamten Arm einstrahlen können (Karpaltunnel-Syndrom); Sportler mit eingeklemmten Nerven; Menschen mit einem Tumor am Nervenstrang: Das sind genau jene Diagnosen, mit denen sich Professor Antoniadis und sein Team tagtäglich beschäftigen. „Wir sind seit 40 Jahren zuständig für alle Patienten mit Nervenverletzungen an Armen, Beinen oder am Körper. Auf diesem Gebiet sind wir ein inoffizielles Referenzzentrum in Deutschland und weltweit vernetzt“, sagt der neue Sektionsleiter.

Die Eingriffe sind hochkomplex und können in manchen Fällen mehr als acht Stunden dauern. Etwa 500 solcher Operationen pro Jahr werden in Günzburg durchgeführt. Häufig sei ein Nerv gerissen oder habe eine innere Schädigung erlitten, erklärt Antoniadis. „In diesen Fällen entfernen wir den geschädigten Nerventeil. Um den Nerv zu rekonstruieren, werden aus dem eigenen Körper– meist aus den Unterschenkeln - Hautnerven entnommen." Diese Hautnerven würden an die geschädigte Stelle gesetzt und dienen als Schiene, damit der Nerv von oben nach unten weiterwachsen kann. Ein Nerv wachse pro Tag einen Millimeter. Bis er den Muskel erreicht und dieser aufgebaut werden kann, dauere es also, berichtet Antoniadis. Das Endergebnis einer Operation kann bis zu zweieinhalb Jahr dauern.

Die Neurochirurgische Klinik am BKH Günzburg hat einige medizinische Standardwerke darüber geschrieben. Um Kompetenz und Erfahrung zu dokumentieren und voranzutreiben, ist kürzlich die Sektion „Periphere Nervenchirurgie“ ins Leben gerufen worden. Antoniadis möchte sich nun als Nervenchirurg auf sein Spezialgebiet konzentrieren und den Patienten die bestmögliche Behandlung anbieten. „Alle drei Monate wird mir aus der Neurochirurgie im Wechsel ein Rotationsassistent zur Seite gestellt. Außerdem unterstützen mich zwei bis drei Oberärzte und ein größeres OP-Team“, so der Mediziner, der mit Unterbrechungen seit 1978 am BKH Günzburg tätig ist. Der verheiratete Familienvater ist zudem geschäftsführender Sekretär beim internationalen „NervClub“, einer interdisziplinäre Studiengruppe von Nervexperten aus verschiedenen Fachrichtungen. Der 65-Jährige veranstaltet seit 2000 jährlich Weiterbildungen für Neurochirurgen aus dem ganzen Bundesgebiet.

Welche Pläne er mit der neuen Sektion hat, will Antoniadis bei einem Symposium am 9. November vorstellen. Drei hochkarätige Referenten haben ihr Kommen zugesagt.

Antoniadis war in der Neurochirurgischen Klinik bislang Stellvertreter von ärztlichem Direktor Prof. Dr. Christian Rainer Wirtz. Professor Dr. Ralph König ist seit 1. Juli sein Nachfolger.

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