BKH Günzburg: Karl Fichtes Blick auf sein Innerstes

07. August 2025: Lorenzo hat eine künstlerische Ader. Seit längerem fiel dem Personal der Klinik für Forensische Psychiatrie und Psychotherapie am Bezirkskrankenhaus (BKH) Günzburg auf, wie gelungen die Porträts waren, die der 31-Jährige von seinen Mitpatienten auf Station angefertigt hatte. Daraus entstanden kleine Ausstellungen.
Lorenzo alias Karl Fichte vor seinem Lieblingsbild „Die Schöne und das Biest“. - Foto: Georg Schalk, Bezirkskliniken Schwaben

Nun durfte Lorenzo den nächsten Schritt gehen und 13 seiner Bilder (die nicht nur Porträts sind) außerhalb der Maßregelvollzugsklinik im Gebäude der benachbarten Forensischen Nachsorge-Ambulanz (FONA) zeigen. Zur Vernissage durfte er Verwandte und Freunde einladen und selbst das Wort ergreifen. „Die Bilder sollen den Fokus auf mich richten. Sie sind pathetisch, kitschig, traurig und abgründig“, sagte er. Die Kunstwerke sollen übertriebene Emotionen darstellen und Neugierde wecken. „Ich fühle mich sehr wohl mit ihnen“, so der 31-Jährige. Er hat sich das Synonym „Karl Fichte“ gegeben. Dieser ist quasi sein Alter Ego. Demzufolge trägt die Ausstellung den Titel: „Karl Fichte und die Wahrheit seiner Freuden“.

Für seine Werke hat Lorenzo alias Karl Fichte Pastellkreide, Tempera- und Ölfarben verwendet. „Ich führe den Pinsel, wenn ich Fragen stellen und in die Abgründigkeit rutschen möchte.“ Im weiteren Verlauf entscheidet er, ob seine Gedanken es wert sind, ein Bild zu werden. Wenn ja, setzt er sie künstlerisch um.

„Sie sind ein Maler, der etwas zu sagen hat. Jemand, der etwas aus dem Innersten zu zeigen hat“, beschrieb ihn Prof. Manuela Dudeck, Ärztliche Direktorin der Forensischen Klinik. Sie kennt Karl Fichte schon seit ein paar Jahren. In den vergangenen Monaten habe er „eine tolle Therapie hingelegt“, so Prof. Dudeck. Lorenzo berichtete, dass er seit 2018 malt und zeichnet. Die meisten seiner Bilder seien jedoch erst in den Jahren 2024 und 2025 entstanden. Die Ärztliche Direktorin bezeichnete seine Werke als „sehr durchdacht“. „Danke, dass wir Ihre Bilder sehen dürfen“, meinte sie abschließend.

Dass Lorenzo gerne redet, wie er verriet, und offen für Fragen ist, merkt man sofort. Das hat auch damit zu tun, dass er noch ein zweites „Hobby“ hat: Er bezeichnet sich selbst als „Sprachgesangs-Künstler“, der Deutsch-Rap liebt. „Ich schreibe die Texte selbst und spreche sie ein. Dann werden sie auf einer Plattform veröffentlicht. Ich habe sogar eine kleine Fangemeinde“, erzählt er stolz.

Auf die Frage, was sein Lieblingsbild der in der FONA ausgestellten Arbeiten ist, zeigt er auf ein Schwarz-Weiß-Werk, das für den Betrachter recht düster wirkt. Es trägt den Titel „Die Schöne und das Biest“. Darin verarbeitet Lorenzo die gescheiterte Beziehung zu seiner Ex-Freundin.