Die „gute Seele“ verabschiedet sich im Stillen

27. April 2021: Gabriele Bachhuber geht in den Ruhestand. Die Pflegedirektorin des BKH Donauwörth hat die Klinik mit aufgebaut und geprägt. Ihre Nachfolgerin kommt aus Augsburg.

Für die einen ist sie „die gute Seele“, die anderen bezeichnen sie als „Innenministerin der Klinik“ und als „Multitalent“. Einig sind sich alle darüber, dass mit Pflegedirektorin Gabriele Bachhuber eine Institution das Bezirkskrankenhaus (BKH) Donauwörth verlässt. Die 62-Jährige tritt am 1. Juni 2021 in die passive Phase ihrer Altersteilzeit ein – nach 47 Dienstjahren, inklusive zwei Erziehungsjahren.

Ihr letzter Arbeitstag ist der 7. Mai. Die Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik hat sie mit aufgebaut und vom ersten Tag an geprägt.
Das Untergeschoss der Donau-Ries Klinik. Hier ist nicht nur das ins Allgemeinkrankenhaus integrierte BKH zu finden, dort befindet sich auch das Büro von Gabriele Bachhuber und damit quasi die Schaltzentrale der psychiatrischen Einrichtung. Welche Bedeutung die scheidende Pflegedirektorin für das seit 2016 eigenständige BKH Donauwörth hat, verdeutlicht Ärztlicher Direktor PD Dr. Karel Frasch. „Sie kann und macht alles und ist nicht nur klinisch-pflegerisch fit. Sie ist unheimlich fleißig, weiß über alles Bescheid und scheint überall gleichzeitig zu sein. Jeder kommt mit seinen Fragen zu ihr“, beschreibt er ihre Fähigkeiten. Gabriele Bachhuber sei die „gute Seele der Klinik“. Gemeinsam mit Regionalleiter Stefan Reitsam bilden Bachhuber und Frasch die örtliche Krankenhausleitung.

Geboren wurde Gabriele Bachhuber in Lechsend, einem Gemeindeteil von Marxheim (Kreis Donau-Ries). Heute wohnt sie mit ihrem Mann in der Marktgemeinde Burgheim im Kreis Neuburg-Schrobenhausen. Die beiden erwachsenen Söhne sind schon aus dem Haus. An der Berufsfachschule für Pflege am BKH Kaufbeuren erlernte sie früh den Beruf einer Krankenschwester. Nach dreijähriger, erfolgreicher Ausbildung „schnupperte sie erst mal Luft in der Somatik“: zunächst im Kreiskrankenhaus Dachau, dann im OP der Klinik in Neuburg/Donau. 1983 wechselte sie in die Psychiatrie am Klinikum Ingolstadt, wo sie nach und nach fünf Stationen mit in Betrieb nahm. „Damals habe ich schnell gemerkt: Psychiatrie ist meins!“ 2001 stand dann die Eröffnung einer psychiatrischen Einrichtung an der Donau-Ries Klinik Donauwörth an – als Folge der Psychiatriereform und der damit verbundenen Dezentralisierung. Gabriele Bachhuber war von Anfang an mit dabei. Donauwörth war damals noch Zweigstelle des BKH Günzburg.

„Ich kam hier an und es war nichts da: kein Bett, kein Radiergummi, kein Blatt Papier. Ich wusste zunächst nicht, an wen ich mich wenden soll, denn die Verantwortlichen saßen alle in Günzburg.“ Wichtige Fragen beispielsweise der Essens- und Medikamentenversorgung mussten geklärt werden. Doch Gabriele Bachhuber wäre nicht Gabriele Bachhuber, wenn sie das nicht angepackt und gemeistert hätte. Offensichtlich hatte sie dabei sogar Spaß. „Neuerungen sind wichtig. Viel zu lesen und zu hören und allem gegenüber aufgeschlossen zu sein sorgt dafür, dass wir nicht alt werden“, sagt sie und schmunzelt. Indem sie sich um jedes Details kümmerte, lernte sie das Haus in Donauwörth in- und auswendig kennen. Dafür profitiert die 62-Jährige bis heute. Als 2016 klar war, dass die psychiatrische Abteilung des BKH Günzburg groß und stark genug war, um den gesamten Landkreis Donau-Ries mit seinen 130.000 Einwohnerinnen und Einwohnern versorgen zu können, wurde die Klinik eigenständig und Gabriele Bachhuber von einer Pflegedienstleiterin zur Pflegedirektorin befördert. Heute umfasst das BKH 40 stationäre Betten auf zwei Stationen, 16 tagesklinische Plätze sowie eine Psychiatrische Institutsambulanz. 80 Voll- und Teilzeitkräfte arbeiten hier, die meisten in der Pflege.

In den zwei Jahrzehnten ihres Wirkens in Donauwörth hat die „Powerfrau“ eine Reihe von Projekten angestoßen: Bei der Berufsschule wurde gemeinsam mit den Mitarbeitenden und Patienten ein Gemüsegarten angelegt, zudem wurden ein Volleyballfeld und eine Gartenhütte errichtet. Durch ihre Unterrichtstätigkeit an der Berufsschule Donauwörth hat sie so manchen Praktikanten/so manche Praktikantin rekrutiert. Außerhalb ihrer Arbeitszeit absolvierte sie eine knapp dreijährige Ausbildung zum Sozialwirt (FH) sowie eine Ausbildung zur systemischen Familientherapeutin, die fünf Jahre dauerte. „Wir haben hier in der Klinik eine geringe Fluktuation. So lange und eng zusammenzuarbeiten – bei manchen über 20 Jahre, das schweißt zusammen. Dafür bin ich sehr dankbar“, sagt die scheidende Pflegedirektorin. Viele ihrer Kolleginnen habe sie Mama und Oma werden sehen, eine, die sie von Anfang an begleitet hat, sei bereits in Rente gegangen.

„Ich bin meinen Mitarbeitern sehr dankbar, ohne deren Mitwirken hätte ich nicht so viel geschafft“, sagt Gabriele Bachhuber. Dankbar sei sie auch ihrem Arbeitgeber, den Bezirkskliniken Schwaben. „Hier zählt tatsächlich noch der Mensch und das gibt ein motivierendes Gefühl.“
In den letzten Wochen und Monate vor ihrem Ruhestand war und ist Gabriele Bachhuber nochmal stark gefordert: In der Donau-Ries Klinik wurde eine neue Telefonanlage installiert, wodurch auch das BKH betroffen war. Sämtliche Drucker wurden ausgetauscht, es gibt ein neues Zeiterfassungssystem bei den Bezirkskliniken. Und obendrein natürlich die Corona-Pandemie mit den vielen Verordnungen, Allgemeinverfügungen und einigen positiv getesteten Mitarbeitenden. „Abschied leicht gemacht – das steht in meinem Fall irgendwie oben drüber“, sagt sie und lacht.

Die passionierte Motorradfahrerin freut sich darauf, mit ihrem Mann in naher Zukunft auf ihrer Harley Davidson auf Reisen durch Deutschland zu gehen. Während die meisten Ruheständler eher viel Zeit mit ihren Kindern und Enkelkindern verbringen wollen, möchte Gabriele Bachhuber sich verstärkt um die ältere Generation kümmern: zum einen um ihre Eltern, die immer pflegebedürftiger werden, zum anderen als ehrenamtlich Tätige in einem Verein für Familien- und Sozialhilfe. Was sie auf keinen Fall will, ist eine Abschiedsfeier in der Klinik beziehungsweise von ihrem Arbeitgeber initiiert. „Ich stehe nicht so gerne im Mittelpunkt.“ So wird der Abschied von Gabriele Bachhuber nach fast 20-jähriger Tätigkeit im BKH Donauwörth voraussichtlich ein gewünscht eher stiller werden.

Ihre Nachfolgerin steht fest: Es ist die 42-jährige Iris Frank. Die gebürtige Bobingerin, die mit ihrer Familie im Kreis Aichach-Friedberg wohnt, arbeitet seit 13 Jahren im BKH Augsburg. Zuletzt war sie als stellvertretende Stationsleitung und bis zu ihrem Wechsel als kommissarische Stationsleitung auf einer Altersdepressions-Station tätig. Sie absolvierte ein berufsbegleitendes Studium der Wirtschaftspsychologie mit Schwerpunkt Personal- und Organisationspsychologie. Iris Frank will sich weiterentwickeln und den nächsten beruflichen Schritt gehen. „Ich bin ein absoluter Liebhaber der Bezirkskliniken Schwaben. Das ist ein toller Arbeitgeber“, sagt die 42-Jährige. Deshalb war es für sie klar, dass sie nicht weggehen wollte. „Dabei bin ich auf die Stellenausschreibung aus Donauwörth aufmerksam geworden.“ Das dortige BKH genieße einen guten Ruf und sei ein „familiär geführtes, wie auch überschaubares Krankenhaus“ mit motivierten Teams. Das habe sie dazu bewogen, sich zu bewerben, berichtet Iris Frank. „Frau Bachhuber hat gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen über sehr lange Zeit großartige Arbeit geleistet und das BKH Donauwörth zu dem gemacht, was es heute ist.“ Iris Frank freut sich darauf, in eine so gut geführte Klinik zu kommen.