Ein Abend mit ausgezeichneter Literatur: Preisverleihung und Lesung im Sensemble Theater

27. November 2025: Hervorragendes erst prämieren und dann lesen – nach diesem Prinzip hat der Bezirk Schwaben am Mittwoch die öffentliche Verleihung des Schwäbischen Literaturpreises im Sensemble Theater Augsburg gestaltet. Im Fokus stand der Siegertext „Streichers Schauplatz Kaufcenter“ des gebürtigen Leonbergers Joachim Off. Den Preis erhielten zudem Hanna Hermann, Felicia Schirk und Amelie Hermann.
Von links nach rechts: Bezirksheimatpfleger Christoph Lang, Preisträger Joachim Off und der Stellvertretende Bezirkstagspräsident Peter Schiele. - Foto: David Schiffelholz

Schwäbische Literatur ist reich an unterschiedlichen Stimmen – das beweisen nicht zuletzt auch 294 Einsendungen zum Thema „Freiheit“, aus denen die Jury des Literaturpreises vier unveröffentlichte Texte auszeichnete. „Literatur kann ein Werkzeug der Freiheit sein, indem sie es Menschen ermöglicht, sich auch dann auszudrücken, wenn ihnen das gesprochene Wort fehlt oder versagt wird“, betonte der stellvertretende Bezirkstagspräsident Peter Schiele bei der öffentlichen Verleihung im Sensemble Theater Augsburg. „Die Möglichkeiten der Literatur zeigen sich auch in den Texten unserer Preisträgerinnen und Preisträger.“ Das Thema des Literaturpreises war an das diesjährige Kulturjahresmotto des Bezirks „Freiheit. Gleichheit. Menschlichkeit“ angelehnt, das Bezug auf den Bauernkrieg vor 500 Jahren nimmt.

 

Freiheit in gesprochener und geschriebener Form

Die Texte lösten die Vorgabe auf unterschiedliche Weise: Der Erstplatzierte Joachim Off las aus seinem Siegertext „Streichers Schauplatz Kaufcenter“, der das Einkaufszentrum als Ort der alltäglichen Zwänge beschreibt. Zusammen mit dem Publikum diskutierte Off danach über sein Schaffen und das literarische Thema „Freiheit“. Jasmin Schellong aus Haunstetten präsentierte „Molassepalast“, den sie für den Literaturpreis des Bezirks Schwaben eingereicht hatte. Schellongs Text handelt vom Goldbacher Stollen, den Häftlinge des KZ-Außenlagers Überlingen-Aufkirch zwischen 1944 und 1945 errichteten.

 

20 Jahre Förderung schwäbischer Literatur

Der Bezirk Schwaben vergibt seinen Literaturpreis bereits seit 2005. Prämierte und weitere herausragende Texte veröffentlicht die Heimatpflege des Bezirks in einer dazugehörigen Anthologie. Auch in diesem Jahr erscheinen 13 ausgewählte Beiträge in dem Band „Freiheit“ im Konrad Verlag (ISBN 978-3-87437-646-4).

 

Der 21. Literaturpreis des Bezirks Schwaben wird in Kürze für 2026 ausgeschrieben.

 

Hochauflösendes Bildmaterial der Preisträgerinnen und Preisträger auf Anfrage (E-Mail: pressestelle@bezirk-schwaben.de) sowie zum Download unter: https://www.kommsafe.de/public/download-shares/wp4x3OSiynb5FAkKGkFK7qCl1FPPzRiP

 

 

Die Preisträger/-innen im Überblick

Den Hauptpreis (2.500 Euro) erhielt Joachim Off. Seine Erzählung „Streichers Schauplatz Kaufcenter“ beeindruckte die Jury als „großartige Interpretation ganz alltäglicher menschlicher Zwänge“. Off wurde in Leonberg geboren und studierte Physik. 2019 belegte er den 2. Platz beim Schwäbischen Literaturwettbewerb. Off ist Preisträger des Förderpreises beim 14. sowie beim 15. Harder Literaturwettbewerb 2020/2022. 2024 war er Teilnehmer der Endrunde beim Irseer Pegasus 2024 im Kloster Irsee. Er ist Mitglied des Vereins 42erAutoren e.V. und regelmäßiger Teilnehmer beim Literarischen Forum Oberschwaben in Wangen.

 

Hanna Hermann belegte mit „The End“ den zweiten Preis (2.000 Euro). Ihr Beitrag ist ein Kapitel aus ihrem unveröffentlichten Roman „Weil wir gehen müssen“, laut Jury eine „präzise und gleichzeitig doppelbödige historische Prosa“. Hermann studierte Osteuropäische Geschichte, Slavistik und Soziologie und lebt heute als Autorin und Dozentin für Kreatives Schreiben in Linz. 2019 sicherte sie sich den Ingrid-Steininger-Kulturförderpreis der Gemeinde Mauthausen. Für ihr Mehrgenerationenprojekt mit dem Arbeitstitel: „Farben der Angst“ erhielt sie das Arbeitsstipendium Literatur des Landes Oberösterreich und das Projektstipendium für Literatur des österreichischen Bundesministeriums für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport.

Felicia Schirk sicherte sich mit „Der Elefant“, einer „raffinerten kleinen Parabel“ (O-Ton der Jury) den dritten Preis (1.500 Euro). Schirk wurde 2004 in Warendorf geboren und studiert in Tübingen Molekulare Medizin. Das Schreiben war schon immer ein großer Teil ihres Lebens. Sie kann sich an keine Zeit erinnern, in der sie sich nicht Geschichten ausgedacht hat. Momentan arbeitet sie an einem Kinder- und Jugendbuchprojekt.

 

Den Sonderpreis für junge Autorinnen und Autoren (600 Euro) erhält Amelie Hermann für „Frei atmen“. Die Jury lobte ausdrückliche ihre „reduzierten, episodenhaften, aber doch einfühlsamen Schilderungen“ eines Mutter-Tochter-Verhältnisses. Hermann, Jahrgang 1999, wuchs bei Mannheim auf. Nach ihrem Bachelor-Studium in Philosophie und Germanistik an der Universität Heidelberg studierte sie anschließend im Master Dramaturgie an der Akademie für Darstellende Kunst Baden-Württemberg. Seit 2025 arbeitet sie am Theater Bonn 

 

Zu den Jurorinnen und Juroren

Die Jury des Literaturpreises des Bezirks Schwaben setzte sich zusammen aus Oswald Burger (Literarisches Forum Oberschwaben), Dr. Theresia Dingelmaier (Universität Augsburg), Dr. Michael Friedrichs (Redakteur), Johanna Hofbauer (Bezirksrätin), Christoph Lang (Bezirksheimatpfleger), Dr. Ulrike Längle (ehem. Franz-Michael-Felder-Archiv Bregenz), Christine Rietzler (Bezirksrätin), Edgar Rölz (Kulturbeauftragter des Bezirks Schwaben), Sabine Romer (Universität Augsburg), Dr. Sebastian Seidel (Sensemble Theater), Willibald Spatz (A.B. von Stettensches Institut Augsburg) und Dr. Julian Werlitz (Universität Augsburg).