Günzburger Patientenbühne feiert 40 Jahre Bühnentradition

07. Januar 2017: Mit dem Stück „Szenen aus Alice im Wunderland“ feiert die Patientenbühne am Bezirkskrankenhaus (BKH) Günzburg 40. Geburtstag. Auf die Bühne des BKH-Festsaales gehen die Laienschauspieler am Samstag und Sonntag, 17./18. Dezember, jeweils im 17 Uhr. Der Eintritt ist an beiden Tagen frei.
Zum 30-jährigen Bestehen erhielt die Patientenbühne am Bezirkskrankenhaus (BKH) Günzburg Blumen und die Goldene Ehrennadel des Verbandes bayerischer Amateurtheater. Nun feiert das Ensemble 40. Geburtstag.

von links: Gründerin Stefanie Badenheuer, Horst Rankl, Präsident des Verbandes bayerischer Amateurtheater, Projektleiterin Susanne Jarisch und Ärztlicher Direktor Professor Thomas Becker

Am Sonntag wird das Stück feierlich umrahmt „mit schwäbischer Weltmusik von Brekkies In“, wie Projektleiterin Susanne Jarisch berichtet.

Die Tradition der Theaterarbeit am BKH wurde 1976 von Stefanie Badenheuer ins Leben gerufen. Damals bot das Hörspiel „Die drei Heiligen vom Ries“ von Michael Eberhardt die Grundlage für ein Bühnenstück, das damals erstmals öffentlich zur Aufführung kam.

Die Liste der Autoren, die in den folgenden vier Jahrzehnten gespielt wurden, ist beeindruckend. Sie reicht von Heimatdichtern wie Eberhardt über Hans Sachs, Bernhard Shaw, Kurt Götz, Ephraim Kishon bis Mark Twain. Das Ensemble erhielt mehrere Auszeichnungen: 1982 den Bayerischen Sozialpreis, den Franz Josef Strauß damals persönlich verliehen hat, 1999 die „Silberdistel“ der Augsburger Allgemeinen und 2006 die Goldene Ehrennadel des Verbandes bayerischer Amateurtheater.

Inzwischen haben sich die Bedingungen für die Theaterarbeit sehr verändert, sagt Susanne Jarisch, die für Idee, Ausstattung und Verwirklichung verantwortlich zeichnet. Wurden vor 40 Jahren täglich durchschnittlich 900 Menschen mit psychischen Erkrankungen im BKH Günzburg behandelt, sind es heute nur noch etwa 300 im Akutbereich. Während sie früher im Schnitt 140 Tage lang in der Klinik blieben, sind es heute nur noch 20 bis 25 Tage. „Da ist es nicht so einfach, geeignete Patienten für die Theaterarbeit zu finden und mit ihnen über einen längeren Zeitraum ein Stück einzustudieren“, so Jarisch.

Die vielfältigen Symptome einer psychischen Krise erforderten einen behutsamen Umgang miteinander, das Respektieren von seelischen und körperlichen Grenzen, die jeweilige Tagesform und Befindlichkeiten eines jeden Einzelnen. Auf Text und Rollenbücher werde zugunsten eines vorläufigen Skriptes mit Subtexten und einem groben Ablaufplan verzichtet, erläutert die Projektleiterin. Dennoch habe die Theaterarbeit nichts von ihrer Faszination verloren. Das Motto lautet: „Das Unmögliche möglich zu machen.“

Das diesjährige Ensemble der Patientenbühne wagt sich zum Jubiläum an ein besonderes Stück. In einem gemeinsamen Prozess wurden Alice, samt ihren skurrilen Wegbegleitern wie dem Hutmacher, der Herzkönigin, der Grinsekatze, dem Märzhasen und vielen mehr, auf die Bühne gezaubert. Ein wahrhaft gewagtes Unterfangen – man darf gespannt sein!