Psychische Folgen von Krebs: Bezirkskrankenhaus Augsburg startet spezialisiertes Behandlungsprogramm

16. Oktober 2025: Eine Krebserkrankung endet oft nicht mit dem Abschluss der medizinischen Behandlung. Viele Betroffene leiden noch Monate oder Jahre später unter den psychischen Folgen.
Symbolbild Aktuelle Meldung

Laut Studien der Deutschen Krebsgesellschaft und internationalen Metaanalysen entwickeln rund 30 bis 40 Prozent aller Krebspatientinnen und -patienten eine psychische Störung im Verlauf ihrer Erkrankung. Bei Brustkrebspatientinnen liegt dieser Anteil sogar noch höher.

Um den Betroffenen gezielt zu helfen, wird nun am Bezirkskrankenhaus (BKH) Augsburg ein neues psychoonkologisches Behandlungsprogramm angeboten – zunächst für Patientinnen mit Brustkrebs. „Wir begleiten Patientinnen, bei denen sich infolge der Krebserkrankung eine behandlungsbedürftige psychische Störung entwickelt hat“, erklärt Isabella Mehling, stellvertretende Leitende  Psychotherapeutin am BKH. „Es geht also nicht in erster Linie um die allgemeine Verarbeitung der Krebserkrankung, sondern um die gezielte Behandlung von Angststörungen, Depressionen oder anderen psychischen Erkrankungen, die im Zusammenhang mit der onkologischen Erkrankung entstanden sind.“

Ein gezieltes und interdisziplinäres Angebot

Das neue Programm ist teilstationär angelegt und kombiniert leitliniengerecht medizinische, psychotherapeutische und kreative Verfahren: ärztliche Behandlung, psychoonkologische Gruppen- und Einzelpsychotherapie, Sport- und Bewegungstherapie, Musik- und Kunsttherapie sowie Entspannungsverfahren. Das teilstationäre Konzept berücksichtigt dabei die Lebensrealität vieler Betroffener: Die Patientinnen verbringen einen Teil des Tages in der Klinik und kehren abends in ihr gewohntes Umfeld zurück. So bleibt der Kontakt zur Familie erhalten, während gleichzeitig ausreichend Raum für intensive therapeutische Arbeit besteht.

Ein wichtiger Aspekt ist der Abbau von Hemmschwellen. Viele Betroffene zögern, sich an ein psychiatrisches Fachkrankenhaus zu wenden, aus Sorge vor Stigmatisierung oder negativen beruflichen Folgen. Die Behandlungen erfolgen jedoch selbstverständlich vertraulich und in einem wertschätzenden Umfeld. Ergänzt wird die Behandlung durch professionelle Peer-Beratung. Diese Verbindung von Fachkompetenz und gelebtem Verständnis schafft einen sicheren Rahmen, in dem Patientinnen lernen, mit Ängsten und psychischer Belastung umzugehen und Schritt für Schritt wieder Stabilität zu gewinnen. Entscheidend ist, dass psychische Erkrankungen genauso ernst zu nehmen sind wie körperliche – und genauso behandelt werden müssen.

Das neue Angebot richtet sich derzeit an Frauen mit Brustkrebserkrankungen, soll aber perspektivisch auf weitere Tumorarten ausgeweitet werden.

Kontakt für alle Interessierten:

Bezirkskrankenhaus Augsburg
Telefon 0821 4803-1670
E-Mail: psychoonkologie@bkh-augsburg.de