Sammler und Hüter des Dialekts: Alois Müller erhält Sieben-Schwaben-Medaille

Knapp 80.000 Dialektwörter der Region zwischen Memmingen und Buchloe können Interessierte in Alois Müllers siebenbändiger Publikation „So weat bei eis in Weicht und Ungerhausa gschwätzt“ nachlesen. Für sein außergewöhnliches Engagement in der Dialektarbeit und für das Gemeinwohl hat ihn der Bezirk Schwaben am vergangenen Freitag geehrt. Die Verleihung fand in geselliger Runde bei ihm zu Hause in Weicht statt.
„Dialekt ist ein großer und bedeutender Teil unserer kulturellen Identität. Er vermittelt im regionalen Umfeld ein Gefühl von Zusammengehörigkeit und Geborgenheit. Dialekt schafft Nähe und Vertrauen“, hält der Bezirksrat und weitere Stellvertreter des Bezirkstagspräsidenten Alfons Weber fest. Durch Müllers Arbeit sprächen und verstünden auch spätere Generationen noch den ostschwäbischen Dialekt der Region Weicht/Ungerhausen. Diese wichtige Bildungsaufgabe und der Einsatz Müllers seien deshalb beispielhaft.
Engagement für Region und Heimat
Seit seinem Rentenbeginn widmet sich Alois Müller vollumfänglich seinen beiden Leidenschaften: regionaler Geschichte und Heimatpflege. Als erstes interessierte ihn die Musikgeschichte, zu welcher der passionierte Musiker zahlreiche Forschungen unternahm. Müller wurde Ehrenmitglied in den Musikvereinen von Weicht, Wiedergeltingen und Ungerhausen im Bezirk 5 des Allgäu-Schwäbischen Musikbundes (ASM). Außerdem erhielt er die Fördermedaille des ASM in Silber und überarbeitete zeitgleich mehrere Ortschroniken.
Dialektarbeit
Ab den 2000er-Jahren befasst sich Alois Müller schließlich mit der regionalen Dialektsammlung. Das Herzstück dieser Sammlung und Forschung ist die 2019 erschienene siebenbändige Publikation „So weat bei eis in Weicht und Ungerhausa gschwätzt“. Auch in der Wissenschaft bleibt das beachtliche Werk von Müller nicht unentdeckt: Dr. Brigitte Schwarz, Dialektologin an der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, und Prof. Dr. Werner König, emeritierter Sprachwissenschaftler an der Universität Augsburg, heben den außergewöhnlichen Umfang seiner Arbeit hervor.
Wiedererlangen der Sprache
Das Wiedererlangen der Sprache durch die Dialektforschung Müllers ist in der Vergangenheit nicht nur für seine schwäbische Heimat und die Nachwelt von entscheidender Bedeutung gewesen. Alois Müller erlitt vor einigen Jahren einen Schlaganfall und verlor dadurch die Fähigkeit, sich verbal auszudrücken. Dies hielt ihn allerdings nicht davon ab, zu forschen, ganz im Gegenteil: Eben zu diesem Zeitpunkt begann er sein Werk und sieht seine Arbeit bis heute als seine Berufung.
Die Sieben-Schwaben-Medaille verleiht der Bezirk Schwaben an Menschen, die sich besonders um das Gemeinwohl in Schwaben verdient gemacht haben. Die Auswahl der geehrten Bürgerinnen und Bürger trifft der Bezirkstagspräsident.