Teilhabe Netzwerk Lindau geht an den Start

30. Oktober 2025: Im Landkreis Lindau ist ein Projekt gestartet, dass für mehr Teilhabe von Menschen mit Behinderungen und psychischen Erkrankungen sorgen will. Ab sofort entscheiden Betroffene mit über geeignete Angebote und notwendige Unterstützungsmaßnahmen.
2025 Gesundheit Soziales Teilhabe-Netzwerk Lindau Foto Jasmin Rasch

Inklusive Cafés, Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderungen oder Wohnen mit Assistenzangebot – über geeignete Unterstützung für Menschen mit Behinderungen und psychischen Erkrankungen sprechen künftig nicht nur Vertreter/-innen aus Politik, Verwaltung, Verbänden oder Einrichtungen. Auch Betroffene werden ab sofort in die Entscheidungen mit eingebunden. Das ist das Ziel der Teilhabe-Netzwerke, die der Bezirk Schwaben als Träger der überörtlichen Sozialhilfe initiiert hat.

In Lindau ist das Projekt diese Woche an den Start gegangen. „Die Teilhabe-Netzwerke bieten für uns alle eine große Chance. Wieso sollten wir ausschließlich über Betroffene sprechen, wenn wir aus erster Hand mehr zu den Herausforderungen und Themen der betroffenen Menschen und ihren Angehörigen erfahren können? Dadurch können wir Angebote schaffen, die sie wirklich brauchen“, sagt Bezirksrätin und weitere Stellvertreterin des Bezirkstagspräsidenten Barbara Holzmann.

Perspektivwechsel

Im Teilhabe-Netzwerk treffen Träger, Betroffene aller Behinderungen und ihre Angehörigen aufeinander. Unter dem Leitgedanken „Nicht ohne uns über uns“ soll neben dem Austausch vor allem auch die Betroffenen-Perspektive eingebracht werden. Die Ideen, Wünsche und Vorschläge sind wichtige Impulse, um die regionale Soziallandschaft bedarfsgerecht aufzustellen. Menschen mit Behinderungen und mit psychischen Erkrankungen informieren sich darüber hinaus über ihre Rechte, Angebote und neue Projekte. Der Fokus liegt klar auf den Bedarfen der Betroffenen und ihren Teilhabemöglichkeiten in der Gesellschaft. „Uns Betroffenen ist es wichtig, sichtbar zu sein und mitgestalten zu können“, sagt Andreas Holike, Mitglied des Beteiligungsrats. „Die Zusammenarbeit im Teilhabe-Netzwerk ist transparent. Von dem gesammelten Wissen sollen künftig alle lernen.“

Von dieser Weiterentwicklung des ehemaligen Gemeindepsychiatrischen Verbunds Lindau werden künftig alle aus dem Landkreis profitieren, wie der Vorsitzende Klaus Bilgeri hervorhebt: „Mir ist es ein Anliegen, die Gespräche, die Inhalte und die aus den Treffen entstehenden Innovationen und Interventionen in die Öffentlichkeit zu bringen. Mit dem Schritt zum Teilhabe-Netzwerk treten wir gezielt miteinander füreinander ein und diskutieren Bedarfe.“

Selbstbestimmt leben

Den Anstoß für das Teilhabe-Netzwerk gaben unter anderem verschiedene Gesetze. Mit der 2008 erlassenen UN-Behindertenrechtskonvention haben sich Staaten verpflichtet, Inklusion voranzutreiben. Deutschland setzte das Konzept 2016 als Bundesteilhabegesetz auf nationaler Ebene um. Es sieht für Menschen mit Behinderungen viele Verbesserungen vor. So sollen Betroffene künftig mehr Kontrolle über ihre Behandlung und die Wahl ihrer Leistung haben. Ein weiterer Meilenstein für die Teilhabe Betroffener ist das 2018 verabschiedete Bayerische Psychisch-Kranken-Hilfe-Gesetz. Dieses soll die Teilhabe Menschen mit psychischen Erkrankungen am gesellschaftlichen Leben stärken. Gleichzeitig stellt es einen Ausgleich zwischen den Rechten der Betroffenen und der öffentlichen Sicherheit her.

Eine Veränderung für ganz Schwaben

In der Region Günzburg/Neu-Ulm können betroffene Personen aller Behinderungen und ihre Angehörigen seit 2024 mitsprechen, seit Mitte dieses Jahres zog die Region Memmingen/Unterallgäu nach. Auch in weiteren Regionen Schwabens sollen künftig Teilhabe-Netzwerke entstehen.