Welttag Suizidprävention: Expertin gibt Tipps zu Hilfsangeboten und Therapiemöglichkeiten

Wie häufig sind Suizidgedanken?
"Viele Menschen haben in ihrem Leben einmal suizidale Gedanken. Oft steht hinter Suizidgedanken nicht der Wunsch zu sterben, sondern nur das dringende Bedürfnis nach einer Pause – einer Pause von all den Problemen und Belastungen, die gerade drohen, die Überhand zu gewinnen. Auch psychische Erkrankungen werden bei schwerer Ausprägung häufig von Suizidgedanken begleitet. Die Forschung geht aktuell davon aus, dass sehr viele Menschen, die durch einen Suizid sterben, zu diesem Zeitpunkt an einer psychischen Erkrankung litten. Neben aktiven Suizidgedanken gibt es übrigens auch passive. Das ist zum Beispiel der Wunsch, morgens nicht mehr aufzuwachen."
Was sollten betroffene Menschen unbedingt wissen?
"Suizidgedanken verschwinden in den allermeisten Fällen wieder, sobald die Belastung bewältigt ist oder die psychische Erkrankung behandelt wird. Dafür braucht es professionelle Hilfe. Das Wichtigste ist: Diese Hilfe wirkt. Niemand muss Suizidgedanken allein aushalten oder bewältigen. Egal ob Suizidgedanken oder Lebensmüdigkeit: Je früher man professionelle Hilfe in Anspruch nimmt, desto besser. Aber: Besser spät als nie!"
An wen können sie sich wenden?
Gute erste Anlaufstellen sind neben Hausärztinnen und Hausärzten auch niedergelassene Psychotherapeutinnen und Psychiater oder Sozialpsychiatrische Dienste – und natürlich die Krisendienste Bayern. Wir sind jeden Tag rund um die Uhr für Menschen in seelischer Not erreichbar.
Wie werden Suizidgedanken behandelt?
"Meist ambulant, sehr oft im Rahmen einer Psychotherapie. Nur in besonders belastenden Situationen kann ein Aufenthalt in einer Klinik als Schutzraum sinnvoll sein. Auch uns bei den Krisendiensten Bayern ist es in der Beratung sehr wichtig, dass wir eine Lösung finden, mit der sich die Betroffenen wohl und sicher fühlen. Daher möchte ich allen Betroffenen sagen: Bitte lasst nicht zu, dass diese Angst euch von einem Anruf bei uns abhält."
Wie helfen die Krisendienste Bayern Menschen mit Suizidgedanken?
"Wir unterstützen alle Anrufenden sofort mit einer telefonischen und persönlichen Beratung. Bei uns arbeiten ausschließlich speziell geschulte Fachkräfte, zum Beispiel Psychologen, Psychologinnen oder Sozialarbeitende. Wir ordnen im gemeinsamen Gespräch die Situation ein. Danach helfen wir Betroffenen dabei, das passende langfristige Unterstützungsangebot zu finden. Manchmal vermitteln wir auch Überbrückungsangebote, bis ein fester Therapieplatz gefunden ist und zur Verfügung steht. Und natürlich besprechen wir mit unseren Anruferinnen und Anrufern, was sie jetzt direkt tun können, um mit den aktuellen Belastungen möglichst gut umzugehen.Auch Angehörige und befreundete Personen können bei den Krisendiensten anrufen. Einen geliebten Menschen mit Suizidgedanken zu begleiten, ist sehr herausfordernd. Niemand sollte von sich erwarten, das allein hinzukriegen. Ich kann Angehörige und befreundete Personen nur ermutigen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen."
In psychischen Krisen und psychiatrischen Notlagen können sich Menschen in Bayern an die Krisendienste Bayern wenden. Sie erreichen die Krisendienste Bayern an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr unter der kostenfreien Rufnummer 0800 / 655 3000. Die Krisendienste Bayern beraten telefonisch in über 120 Sprachen.