Wie Annette Zoller den Krisendienst nutzt, um anderen in Notlagen zu helfen

28. Juli 2025: Schwere Unfälle, plötzliche Todesfälle, Suizide: Für den Kriseninterventionsdienst des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) im Landkreis Dillingen hat Annette Zoller in den ersten Stunden am Unglücksort seelische Soforthilfe geleistet. Um nach ihrem Einsatz und auch privat im Bekanntenkreis weiter zu unterstützen, setzt sie jedoch auf den Krisendienst Schwaben und die kostenlose Telefonnummer 0800 / 655 3000.
Annette Zoller Fotografin: Elisabeth Koislmeyer/Bezirk Schwaben

Der erste Einsatz bleibt Annette Zoller auch 17 Jahre später noch im Gedächtnis. Sie ist zu einer Frau gefahren, die bei einer Familienfeier schwer gestürzt ist. Notarzt und Sanitäter kämpften um das Leben der Verletzten. Zoller betreute währenddessen die Angehörigen und übernahm die Kommunikation mit den Rettungskräften. Vor allem tat sie alles, um seelische Entlastung zu geben: wenig sprechen, dafür lieber zuhören, einfach für die Familienangehörigen da sein. Als der Hubschrauber die Verletzte ins Krankenhaus flog, endete ihr Einsatz. „Lange Jahre habe ich nicht gewusst, was mit der Dame weiter passiert ist“, sagt die 52-Jährige. „Das hat mich noch lange verfolgt.“

Hilfe für die Zeit nach dem Notfall
Seit ihrer ersten Fahrt für den Kriseninterventionsdienst ist es Anette Zoller besonders wichtig, dass Betroffene möglichst langfristig Unterstützung bekommen. Sie hat 15 Jahre lang direkt nach einem Not- oder Unglücksfall psychosoziale Ersthilfe geleistet. Ihre eigenen Einsätze waren jedoch zeitlich begrenzt und endeten spätestens nach den ersten 24 Stunden „Ich wusste immer: Im Akutfall kann ich helfen und aufbauen“, sagt die Dillingerin. „Die Menschen brauchen aber auch Hilfe, nachdem ich gegangen bin.“ Aus diesem Grund setzte Zoller nach ihren Einsätzen auf den Krisendienst Schwaben. Auch im privaten Bekanntenkreis gibt sie oft die kostenfreie Telefonnummer des Krisendienstes 0800 / 655 3000 weiter. Nicht zuletzt deshalb, weil die Nummer täglich 24 Stunden erreichbar ist.

Krisendienst-Anruf zu zweit
Das erste Mal selbst beim Krisendienst angerufen hat Zoller vor zwei Jahren, als ein Bekannter von ihr einen toten Menschen gefunden hatte. Zusammen mit ihm wählte sie die 0800 / 655 3000. Von dem Gespräch ist sie bis heute begeistert: „Das Fachpersonal am Telefon war einfühlsam und kompetent und hat ihn an die passende Stelle, in diesem Fall an die Caritas in Dillingen, verwiesen. Alles hat wunderbar geklappt!“
Sie gibt immer die Nummer des Krisendienstes weiter.

Den Krisendienst Schwaben empfiehlt Zoller seitdem weiter. „Wenn ich auf manche Einsätze zurückblicke, denke ich mir. Wie schade, dass du damals die Krisendienstnummer nicht weitergegeben hast, weil es entweder das Angebot nicht gab oder es die Einsatzsituation nicht hergegeben hat“, sagt Zoller. „Deshalb achte ich heute besonders darauf, dass ich das Angebot teile, wenn es gebraucht wird.“
Unterstützung in kleinen und großen Krisen

Zoller weiß: Es gibt viele gute Gründe, um die Unterstützung durch den Krisendienst anzunehmen. Etwa in privaten Krisen wie einer Scheidung oder der Tod eines geliebten Menschen, in jeder noch so großen oder kleinen seelischen Notlage. „Ich sage immer: Ruft an! Hier helfen euch rund um die Uhr super ausgebildete Leute, wenn ihr einmal eine dunkle Stunde habt.“ Auch anderen Helferinnen und Helfern, die nach einem herausfordernden Einsatz Unterstützung brauchen, rät sie, das Angebot des Krisendienstes zu nutzen.

Damit es anderen gut geht
Bislang seien alle, die sie an den Krisendienst Schwaben vermittelt habe, gut betreut worden, sagt Zoller. Das prüft sie immer wieder nach – so wie sie es auch gemacht hat, wenn sie ehrenamtlich für den Kriseninterventionsdienst tätig war. Zoller will einfach wissen, dass es den Menschen gut geht. Dass es sich dabei lohnt, hartnäckig zu bleiben, zeigt ihr erster Einsatz aus dem Jahr 2008: Vor zwei Jahren fährt sie wieder an dem Haus vorbei und sieht eine alte Dame. „Ich habe sofort angehalten – und wirklich: Es war diese Frau. Bei ihr war alles wieder in Ordnung“, erzählt Zoller und ihre Augen leuchten.

Über den Krisendienst Schwaben
Beim Krisendienst erhalten Menschen in psychischen Krisen, Angehörige oder auch Fachstellen bayernweit unter der kostenlosen Telefonnummer 0800 / 655 3000 Soforthilfe – rund um die Uhr, auf Wunsch auch anonym und in mehr als 120 Sprachen.
Der Krisendienst Schwaben ist Teil der Krisendienste Bayern.
Mehr Informationen zum Krisendienst Schwaben unter:
www.krisendienste.bayern/schwaben/