Aktionsfeld G: Freizeit und Kultur

Artikel 30 „Teilhabe am kulturellen Leben sowie an ­Erholung, Freizeit und Sport“

Die Beteiligung am kulturellen Leben und in der Freizeitgestaltung sind grundlegende Voraussetzungen, um am gesellschaftliche Zusammenleben teilzunehmen und dieses mitzugestalten. Menschen mit Behinderung sollen und wollen ebenso wie Menschen ohne Behinderung ihre Freizeit selbstbestimmt, geleitet von ihren Interessen und Begabungen leben. Untersuchungen zeigen jedoch, dass es deutliche Unterschiede im Freizeitverhalten gibt. Menschen mit Behinderung nutzen nicht im gleichen Maße die allgemeinen Angebote im Sport, Tourismus, in Freizeit und Kultur wie Menschen ohne Behinderung.
Es fehlt zu großen Teilen an barrierefreien inklusiven Angeboten, Zugängen und finanziellen Mitteln.

Freizeitangebote und Kultur können jedoch einen großen Beitrag dazu leisten, Menschen mit und ohne Behinderungen zusammenzubringen. Hier besteht die Möglichkeit, sich ohne Leistungsdruck und Zwang zu begegnen und gemeinsamen Interessen nachzugehen. Besonders die Kultur ist eine Botschafterin für Inklusion: Sie lebt von der Vielfalt und der Verschiedenheit der Menschen. Im Kunst- und Kulturbereich werden permanent neue Spiel- und Ausdrucksformen entwickelt. Bereichernd sind neue künstlerische Formen wie zum Beispiel der Gebärdenchor und der Rollstuhltanz. Außerdem bildet Kunst Bewusstsein, ermöglicht Perspektivenwechsel und befördert gesellschaftliche Debatten. Die Präsenz von Menschen mit Behinderung im kulturellen Leben ist deswegen für ihre Wahrnehmung in der Gesellschaft äußerst wichtig. Als Kulturschaffende werden sie in der Öffentlichkeit zunehmend anerkannt, bleiben aber dennoch vorerst Ausnahmen. Sie haben insgesamt noch große Hürden im Freizeit- und Kulturbereich zu bewältigen: Veranstaltungs- und Freizeitorte sind beispielsweise nicht ausreichend barrierefrei erreichbar und zugänglich; Freizeit- und Kulturangebote sind oft nicht inklusiv und barrierefrei ausgerichtet. Auch Informationen sind nicht barrierefrei verfügbar und Werbung wird nicht zielgruppenadäquat durchgeführt. Zudem sind künstlerische Ausbildungsstätten in der Regel nicht auf Menschen mit Behinderung eingestellt, so dass sie nicht als Künstler/-in ausgebildet ­werden können. Politik und Gesellschaft sind durch die UN-BRK gemeinsam aufgerufen, dafür Sorge zu tragen, dass alle Menschen am gesellschaftlichen Leben gleichermaßen teilhaben können und ihr künstlerisches, kreatives und intellektuelles Potential entfalten und nutzen (Artikel 30 UN-BRK).

Der Bezirk Schwaben möchte diesen Anspruch für seine Kultureinrichtungen Schritt für Schritt verwirklichen. Als Träger verschiedener ­Kultur- und Freizeiteinrichtungen und wichtiger Kulturförderer/-innen in der Region, möchte er einen Beitrag zur gleichberechtigten Teilhabe leisten. Deswegen hat er sich vorgenommen, sukzessive seine Kultur- und Freizeiteinrichtungen bestmöglich für Menschen mit Behinderung zugänglich zu ­machen. Sein Angebot an Kulturvermittlung – insbesondere in den Museen – wird inklusiv weiter­entwickelt und barrierefrei ausgebaut. Ihm ist es wichtig, weitere Zielgruppen wie zum Beispiel Menschen mit einer Hör- oder Seh­behinderung zu erreichen. Außerdem ist er sich der bedeutsamen Rolle von Kultur bei gesellschaftlichen Veränderungsprozessen bewusst. Mit unterschiedlichen Formaten und Projekten greift er das Thema Inklusion wiederholt auf und trägt damit stetig zur Bewusstseinsbildung der Öffentlichkeit bei. Nicht zuletzt sorgt er auch dafür, dass auch die Mitarbeitenden der Kultureinrichtungen in Fortbildungen für die Anliegen von Menschen mit Behinderung sensibilisiert werden.

Nr. Maßnahme Federführende Steuerung Beteiligung Zeitrahmen
G1 Auf dem Museumsareal des Museums Oberschönenfeld wird ein Wegeleitsystem, das Orientierung für Menschen mit und ohne Behinderung gibt, installiert. Museum Oberschönenfeld Abteilung Bau, Umwelt und Energie Ab 2022
G2 Weiterer Ausbau der Barrierefreiheit der Schwäbischen Galerie für mobilitätseingeschränkte Personen durch geeignete Maßnahmen. Museum Oberschönenfeld Abteilung Bau, Umwelt und Energie Ab 2022
G3 Die Ausstellung des Naturparks Westliche Wälder e.V. im 1. OG und DG des Naturparkhauses in Oberschönenfeld soll barrierefrei erschlossen werden. Dazu wird eine Machbarkeitsstudie durchgeführt. Abteilung Bau, Umwelt und Energie Naturpark Westliche Wälder e.V. Ab 2023
G4 Zertifizierung mit dem deutschlandweiten Kennzeichnungssystem „Reisen für Alle“, mit dem Urlaubs- und Ausflugsziele nach festgelegten Kriterien für Barrierefreiheit geprüft werden. Museum Oberschönenfeld 2021
G5 Bau einer zusätzlichen barrierefreien Toilette auf dem Museumsgelände Oberschönenfeld. Museum Oberschönenfeld Abteilung Bau, Umwelt und Energie Ab 2021
G6 Das Museum KulturLand Ries konzipiert eigene Sonderausstellungen künftig bestmöglich barrierefrei für mobilitätseingeschränkte Personen und entwickelt dafür eine eigene Checkliste. Museum KulturLand Ries Ab 2023
Nr. Maßnahme Federführende Steuerung Beteiligung Zeitrahmen
G7 Führungen in Leichter Sprache, in Gebärdensprache und Audiodeskription durch die Dauerausstellung im Museum Oberschönenfeld anhand des „Mediaguides“. Museum Oberschönenfeld 2021
G8 Erarbeitung von Tandemführungen für Menschen mit Sehbeeinträchtigungen in Zusammenarbeit mit Experten in eigener Sache. Museum Oberschönenfeld Selbstvertretungsgruppen und Interessensvertretungen 2021
G9 Erarbeitung weiterer inklusiver Konzepte für Museumsführungen, beispielsweise in Leichter Sprache mit Experten in eigener Sache. Museum Oberschönenfeld Selbstvertretungsgruppen und Interessensvertretungen 2023
G10 In Zusammenarbeit mit Experten/-innen in eigener Sache wird zu jeder Dauerausstellung des Museums KulturLand Ries ein Flyer in Leichter Sprache entwickelt, der durch die Ausstellung führt. Museum KulturLand Ries Selbstvertretungsgruppen und Interessensvertretungen Ab 2023
G11 Sukzessive Überarbeitung der bestehenden Vermittlungsangebote hinsichtlich inklusiver Ausrichtung und Entwicklung neuer inklusiver Vermittlungsformate für das Museum Kultur- LandRies. Museum KulturLand Ries Ab 2022
G12 Anschaffung eines „Media-Guides“ zur Vermittlung von Inhalten an unterschiedliche Zielgruppen mit und ohne Behinderungen Museum KulturLand Ries Externe Medienfirma Ab 2023
G13 Schrittweise Optimierung der Barrierefreiheit auf den Webseiten und Social-Media-Kanälen der Kultureinrichtungen, speziell in Leichter Sprache, Gebärdensprache und für Personen mit Sehbeeinträchtigungen. Abteilung Kultur Online-PR Arbeitsgruppe „Barrierefreie Information und Kommunikation“ Ab 2022 laufend
Nr. Maßnahme Federführende Steuerung Beteiligung Zeitrahmen
G14 Das Museum Oberschönenfeld erarbeitet zur Übersicht eine Bestandsaufnahme an inklusiven Angeboten und formuliert darauf aufbauend Ziele für die inklusive Weiterentwicklung. Museum Oberschönenfeld 2022
G15 Mitgliedschaft im Netzwerk „Museen Inklusive“ Museum Oberschönenfeld Seit 2019
G16 Sensibilisierung und Schulung des Personals im Umgang mit Menschen mit Behinderungen. Abteilung Kultur Personalstelle, Stabsstelle Soziale Projekte Ab 2021 laufend
G17 Konzeptionierung und Organisation der Ausstellung „Alles inklusive!“ als Beitrag zur Bewusstseinsbildung mit verschiedenen inklusiven Begleitveranstaltungen. Kulturschloss Höchstädt 2022
G18 Aufbau von Kooperationen mit Bildungseinrichtungen und Einrichtungen der Eingliederungshilfe zur Umsetzung inklusiver Projekte. Kulturschloss Höchstädt Ab 2022 laufend
G19 Entwicklung eines innovativen Streetartkonzepts mit der Hochschule Augsburg zum Thema Inklusion: Inklusionsmobil Stabsstelle Soziale Projekte, Europabüro Hochschule Augsburg Transfer (Fakultät Soziale Arbeit und Fakultät Gestaltung) Ab 2022
Nr. Maßnahme Federführende Steuerung Beteiligung Zeitrahmen
G20 Inklusive und barrierefreie Umgestaltung des Spielplatzes auf dem Museumsgelände Oberschönenfeld. Bezirk Schwaben Landkreis Augsburg, Gemeinde Gessertshausen, Erholungsgebieteverein Augsburg, Naturpark Augsburg Westliche Wälder e.V. 2021
G21 Landkreis Augsburg, Gemeinde Gessertshausen, Erholungsgebieteverein Augsburg, Naturpark Augsburg Westliche Wälder e.V. Kulturschloss Höchstädt 2022
G22 Weiterentwicklung des Kulturschlosses Höchstädt zum inklusiven Tagungsort für Freizeit- und Bildungsangebote. Kulturschloss Höchstädt Ab 2022
G23 Kooperation mit Förderschulen für Sing- und Tanzangebote im Rahmen des Unterrichts und der Nachmittagsbetreuung. Volksmusikberatung Förderschulen aus der Region Laufend
G24 Offenes monatliches Singangebot für Menschen mit und ohne Behinderung. Volksmusikberatung Laufend